Der Umbau in der Versicherungsbranche geht unvermindert weiter: Bei R+V steht eine der größten Konzernrestrukturierungen der Unternehmensgeschichte in den Startlöchern.
Das Projekt läuft unter dem Schlagwort „Wachstum durch Wandel“, mit dem sich der Konzern bis 2022 durch umfassende Strukturmaßnahmen auf die Herausforderungen der Zukunft einstellen möchte. So führt der demografische Wandel dazu, dass in den kommenden Jahren zahlreiche Mitarbeiter in den Ruhestand treten werden. Gleichzeitig sind die Versicherer unter anderem durch die Niedrigzinsphase sowie die fortschreitende Digitalisierung der Branche unter Restrukturierungsdruck, erwirtschaften aktuell aber noch hervorragende Umsätze. Die R+V erzielte im Geschäftsjahr 2016 beispielsweise ein Topergebnis: Der Konzerngewinn vor Steuern betrug 682 Millionen Euro, die gebuchten Bruttobeiträge erhöhten sich um 1,6 Prozent auf 14,8 Milliarden Euro.
Als Unternehmensziel gab die R+V auf ihrer Bilanzpressekonferenz im April dieses Jahres aus, bis 2022 das Prämienvolumen auf 20 Milliarden Euro erhöhen zu wollen. In dem Jahr feiert der genossenschaftliche Versicherer sein 100-jähriges Firmenjubiläum. Um die Ziele von „Wachstum durch Wandel“ zu erreichen, möchte die R+V in den nächsten Jahren rund 100 Millionen Euro investieren. Dabei sollen sämtliche Prozesse und Abläufe an allen R+V-Standorten auf den Prüfstand gestellt, allerdings nach Möglichkeit keine Arbeitsplätze abgebaut werden. Soweit bekannt, sollen im Außendienst Standorte geschlossen, aber allen Mitarbeitern neue Stellen angeboten werden. Im Innendienst soll es eine größere Flexibilität zwischen der tariffreien R+V Servicecenter GmbH und den Direktionsbetrieben geben, für die der Flächentarifvertrag gilt. In Deutschland beschäftigt die R+V derzeit insgesamt 15.121 Mitarbeiter.
Berater R+V
Seitz (Köln): Dr. Stefan Seitz (Federführung); Associates: Dr. Stephan Pötters, Dr. Johannes Traut, Shirin Imani
Inhouse Recht (Wiesbaden): Axel Döhr (Leiter Arbeitsrecht), Dr. Stephanie Braun-Fey – aus dem Markt bekannt
Berater Gesamtbetriebsrat: Pflüger (Frankfurt): Dr. Norbert Pflüger – aus dem Markt bekannt
Hintergrund
Das Arbeitsrechtsteam der Kölner Kanzlei Seitz zählt mittlerweile zu den präsenten Einheiten, wenn es um Restrukturierungen bei Versicherern geht. So steht das Team um Namenspartner Seitz auch seit geraumer Zeit der Gothaer in großen kollektivrechtlichen Maßnahmen zur Seite. Für die Kanzlei ist es das erste große Projekt für die R+V Versicherung. Soweit bekannt kam das Team über einen Kontakt in den Vorstand ins Mandat.
Restrukturierungen in der Versicherungsbranche sind derzeit ein großes Thema bei Arbeitsrechtlern: Ein gemeinsames Team von Noerr und der Münchner Arbeitsrechtsboutique Maat begleitete zuletzt Ergo in einem großen Projekt. Bereits 2015 ging die Generali mithilfe von Hogan Lovells durch eine große Restrukturierung.
Der renommierte Frankfurter Arbeitsrechtler Norbert Pflüger ist mit seiner Kanzlei schon seit mehreren Jahren für den Gesamtbetriebsrat der R+V Versicherung tätig und begleitete die Arbeitnehmervertretung des Versicherers beispielsweise bei einer Umstrukturierung des Außendienstes vor drei Jahren.