Es ist ein gewaltiges Sanierungsprojekt: Die Lebensmittelgruppe Theo Müller wird mehrere Werke ihrer Feinkostsparte Homann in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen schließen. Die Produktion soll bis 2020 in ein neues Werk verlagert werden, als Standorte sind Sachsen und Polen im Gespräch. Mehr als 1000 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Der Schritt sei nötig, um konkurrenzfähig zu bleiben, erklärte das Unternehmen. Müller will 500 Millionen Euro in das neue Werk investieren.
Bei den Werksschließungen geht es um die Standorte Dissen, Lintorf, Bottrop und Floh-Seligenthal. Dort arbeitet die Mehrzahl der insgesamt rund 3000 Menschen der Feinkostsparte Homann. Diese stellt unter anderem Feinkostsalate, Mayonnaisen, Salatsaucen und Fischkonserven her. Die Produktion soll an einen zentralen Standort gebündelt werden. Nur so könne man langfristig konkurrenzfähig bleiben, so das Unternehmen. Man wolle den Mitarbeitern einen Umzug zum neuen Werk anbieten.
Mögliche Standorte dafür sind das sächsische Leppersdorf, wo Müller bereits Molkereiprodukte herstellt, und Polen. Müller hatte den mehrere hundert Millionen teuren Neubau schon im vergangenen Jahr bekanntgegeben, die Standortfrage aber damals offen gelassen.
Homann erwirtschaftet einen Umsatz von jährlich 630 Millionen Euro und beschäftigt europaweit rund 3000 Mitarbeiter. Die Mehrzahl arbeitet im Osnabrücker Land. Zur Theo Müller-Gruppe, die ihren Sitz in Luxemburg hat, gehören neben den Müller-Molkereiprodukten auch die Marken Weihenstephan und die Imbisskette Nordsee.
Berater Theo Müller/Homann
Seitz (Köln): Dr. Stefan Seitz, | Associates: Dr. Jeremy Bister, Philipp Zeller, Dr. Johannes Traut (alle Arbeitsrecht)
AndresPartner: Dr. Dirk Andres, Dr. Claus-Peter Kruth, Christian Westerholt (alle Sanierungsberatung) Berater Betriebsrat – keine Nennung
Hintergrund
Seitz hat für die Müller-Gruppe die große Sanierung vorbereitet und übernimmt nun die arbeitsrechtliche Projektsteuerung. Außerdem werden sie die Verhandlungen mit den Arbeitnehmergremien führen. Die Kölner haben sich in der Vergangenheit mit der arbeitsrechtlichen Beratung bei Großprojekten einen Namen gemacht, so wurden sie beispielsweise beim Carve-out des Lampengeschäfts von Osram beauftragt, ebenso bei der Sanierung von Karstadt oder der Herauslösung von Covestro aus dem Bayer-Konzern.
Für die betriebswirtschaftlichen Teile der Sanierungsberatung kam Andres hinzu: Das Team ist vor allem in Nordrhein-Westfalen häufig bei Unternehmenskrisen im Einsatz. Andres war einer von drei Insolvenzverwalter der Handelskette Strauss Innovation, die Ende vergangenen Jahres endgültig schließen musste. Außerdem verwaltete Namenspartner Andres die Insolvenz der Bochumer Gruppe Wollschläger.
Welche Kanzlei die Arbeitnehmergremien beauftragen oder ob diese von Gewerkschaftsseite vertreten werden, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest: Die Gremien wurden erst am Donnerstag Nachmittag über die Werksschließungen informiert.