
Nur wenige Tage nach der Bekanntgabe einer milliardenschweren Kooperation mit dem US-Unternehmen Bristol Myers Squibb (BMS) zur weiteren Entwicklung des Krebsmedikaments BNT327 kündigt das Mainzer Biotech-Unternehmen BioNTech die vollständige Übernahme des Tübinger mRNA-Spezialisten CureVac an. CureVac wird im Rahmen der Transaktion mit knapp 1,25 Milliarden Dollar bewertet.
Beide Unternehmen sind an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet. Nach Abschluss der Übernahme sollen die CureVac-Aktionäre zwischen 4 und 6 Prozent an BioNTech halten. Die Transaktion soll im Laufe des Jahres 2025 abgeschlossen werden und steht unter dem Vorbehalt üblicher Bedingungen. Dazu gehört eine Mindestannahmeschwelle von 80 Prozent der CureVac-Aktien, die BioNTech unter bestimmten Umständen auf 75 Prozent senken kann.
Aktionäre mit einem Anteil von gut 36 Prozent, darunter die Dievini Hopp BioTech Holding, haben bereits Andienungsvereinbarungen unterzeichnet. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau mit einem Anteil von 13,32 Prozent steht der Transaktion laut BioNTech positiv gegenüber.
Mit der Übernahme will BioNTech seine Position in der mRNA-Forschung und -Entwicklung stärken, insbesondere im Bereich der Krebsimmuntherapie. Der Mainzer Konzern verfügt über liquide Mittel von 15,9 Milliarden Euro und plant, den hochmodernen Forschungs- und Produktionsstandort von CureVac in Tübingen in sein Netzwerk zu integrieren. Zwischen den beiden Unternehmen waren gerichtliche Auseinandersetzungen um mRNA-Patente anhängig. Hier dürfte nun ein Ende abzusehen sein.
Die ebenfalls in diesem Monat gemeldete Kooperation mit BMS bringt BioNTech einer Mitteilung zufolge bis zu 11,1 Milliarden Dollar ein. Auf die Entwicklung von BioNTechs Produktkandidat BNT327 soll die gemeinsame Kommerzialisierung folgen. Der Antikörper wird derzeit in mehreren Studien untersucht, im Fokus stehen verschiedene Lungenkrebs-Varianten, ab Ende 2025 wird die Wirkung auf eine bestimmte Form von Brustkrebs untersucht.
BioNTech hat durch die Kooperation mit Pfizer Erfahrung in der Zusammenarbeit mit amerikanischen Unternehmen. Beide entwickelten gemeinsam den Corona-Impfstoff Comirnaty. BioNTech machte 2024 mehr als eine halbe Milliarde Verlust und hatte im April einen Abbau von bis zu 1.350 Stellen bis Ende 2027 in Europa und Nordamerika angekündigt.
Arbeitsrechtlich wird BioNTech fortlaufend von Seitz beraten. Die Kanzlei bringt die Transformation an den Standorten auf den Weg, mit dem aktuellen Deal dürften weitere Herausforderungen auf sie zukommen.